Donnerstag, 22. Februar 2018

Die neue Mosel




So sieht sie zu mindestens Wolfgang Faßbender. Und ja, so ist sie. Die neue Mosel. Wolfgang Faßbender kann es mehr als gut beurteilen. Schreibt er doch bereits seit Jahren als vielbeachteter freier Wein- und Gastronomiejournalist für bekannte Weinmagazine und ist stellvertretender Chefredakteur des Bertelsmann-Restaurantführers. Einer, der sich wirklich auskennt und dies wieder einmal begeisternd mit diesem Buch unter Beweis stellt. Erschienen ist es wie bereits seine Bücher „Im Wein liegt Lüge“ und ein Elsass-Buch im Mondo-Verlag Heidelberg. 
Seit vielen Jahren beobachtet er schon die Wandlung der Mosel. Gut, also nicht der Mosel direkt. Diese verlässt ja höchstens ihr vertrautes Flussbett wenn sie den Mengen von getautem Schnee oder Regen nicht unmittelbar Herr wird. Dann kehrt sie aber wieder zurück und fließt vorbei an den Weinbergen, die sich in ihrem Wasser wie die Sonne spiegeln dürfen. Im Glas erstrahlt sie dann zur Freude und zum Genuss des Weinliebhabers wieder, golden wie ihre letzten Sonnenstrahlen im Herbst. Zur Freude und zum Genuss der Weinliebhaber? Mooooment wird jetzt der ein oder andere sagen. Meinst du das hier? Und hält eine Flasche hoch, die aus alten Zeiten stammt. Ausgerechnet eine dieser Flaschen, die die Mosel vor vielen Jahren um ihren guten Ruf gebracht hat. Mit „Die neue Mosel“ trägt der Autor dazu bei, endgültig diese unrühmliche Vergangenheit zu begraben. Dieser, die die Mosel und die Winzer so in Verruf gebracht hat. Sie haben sich alle kräftig geschüttelt, die alte Mosel, die jungen Menschen und gemeinsam – sozusagen generationsübergreifend – vor einigen Jahren angefangen ein neues Bild der Mosel zu malen. Angefangen. Sie sind noch lange nicht fertig. Sie gehen aber jeden Pinselstrich mit Bedacht an, wohl überlegt. International zollt man ihrem Tun schon jetzt größten Respekt. Und das nicht nur was die Weine betrifft. 
Geschichtliches findet man im Buch von Wolfgang Faßbender nicht. Da lässt auch das modern gestalteten Cover – nein, ich habe es mir noch nicht mit mehreren getrunkenen Gläsern Wein angesehen und lasse es auch lieber bleiben – keinen Zweifel aufkommen. Vielmehr nimmt er den Leser an die Hand um mit ihm von der Obermosel, in Luxemburg beginnend, flussabwärts, die Nebenflüsse Saar und Ruwer besuchend, bis nach Koblenz zu reisen. Einkehrend bei außergewöhnlichen Winzern und Köchen, aufmerksam machend auf moderne Architektur. Der unterhaltsame Schreibstil zeigt in jeder Abhandlung das Wissen und die Kompetenz des Autors. Ein modernes Buch der Mosel. Mit anderen Bildern von Menschen und Natur. Ja, die Mosel hat ihre Geschichte, ihre Gegenwart und mit diesen Menschen, mit dieser Liebe, Besonnenheit und Vernunft auch eine Zukunft. In mir weckt das Buch eins – den dringenden Wunsch zu ihr zu fahren und die beschriebenen Stationen zu besuchen, offen nach rechts und links schauend. Weine und Küche, Menschen, Land und Architektur bewusst wahrnehmend. Vielleicht auch mit anderem Blick. So wie der Fotograf Andreas Durst, der die Fotos für dieses Buch machte. Das Buch zeigt in 27 kurzweiligen Kapiteln einen wunderbaren entstaubten Eindruck der neuen Mosel und ist erschienen unter ISBN 9783938839362 im Mondo-Verlag Heidelberg. Kaufen. Lesen.